Serotoninreiche Nahrungsmittel: Natürliche Helfer im Kampf gegen nächtliche Essattacken?

Hypothese: Medizin

für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. M. Mau

Nächtliches Essen, im Englischen als night eating syndrome (NES) bezeichnet, tritt hauptsächlich in Verbindung mit Adipositas auf. Ein iranisches Forscherteam um Dr. Saeed Shoar schlägt im Fachjournal Hypothesis die Verwendung serotonin-reicher Lebensmittel zur Behandlung des Syndroms vor.

Das Essen während der Nachtzeit stellt insbesondere für adipöse Menschen eine große Belastung dar. Es sorgt nicht nur für eine erhöhte Energiezufuhr, sondern wirkt vielmehr allen am Tage so entbehrungsreich verfolgten Abnehmversuchen entgegen. Interessanterweise sind vom NES überwiegend gestresste Frauen betroffen. Die Störung verursacht morgendliche Appetitlosigkeit (Tab. 1) und führt über längere Zeit zu Unruhe und nicht selten zu Depressionen.

Tab. 1. Symptome des night eating syndroms (NES)
a)Aufnahme von mehr als 25% der täglichen Energiemenge nach der Abendmahlzeit.
b)Häufige Wachphasen in der Nacht und der bekannte Gang zum Kühlschrank.
c)Morgendliche Appetitlosigkeit.

Ist ein Mangel an Serotonin der Auslöser?
Serotonin ist besonders wichtig im Zusammenhang mit gesundem Schlaf und an der Ausbildung des Sättigungsgefühls beteiligt. Neben Depressionen könnte auch NES die Folge eines Serotoninmangels sein. Erste Hinweise darauf ergaben sich durch die Besserung der Symptome nach Behandlung von NES-Patienten mit Sertralin. Dieses Medikament wirkt der Wiederaufnahme von Serotonin am synaptischen Spalt entgegen und erhöht somit den Serotoninspiegel im Zentral-nervensystem. „Serotonin aus der Nahrung soll nun auf einfache und risikoarme Weise sowohl bei NES als auch bei Depressionen helfen.“, so die Idee von Dr. Shoar. Gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, dies umzusetzen? Und noch spannender, welche weiteren Vorteile brächte diese Behandlungsmethode?

Serotoninhaltige Nahrungsmittel „auf Rezept“ von Mutter Natur
Seit längerem ist bereits bekannt, dass Milch einen sehr hohen Tryptophananteil hat. Tryptophan als eine Vorstufe des Serotonins hilft daher mit, zu einem gesunden Schlaf zu finden. Doch neben Milch gibt es eine Reihe weiterer Nahrungsmittel, die Serotonin und/oder Trypthophan in großen Mengen liefern (Tab. 2).

Tab. 2. Serotonin-reiche Nahrungsmittel
a)Früchte: Banane, Pflaume, Kiwi*, Avocado*
b)Gemüse: Tomate, Spinat, Kartoffel, Soja
c)Nüsse und Getreide: Walnuss, Erdnuss, Sesam, Weizenmehl
d)Milchprodukte wie Käse: Parmesan, Cheddar

*zudem sehr vitaminreich
Stellt man die tägliche Ernährung der Menschen mit NES verstärkt auf diese Lebensmittel um, so könnte dadurch der Serotoninspiegel ansteigen und die Symptome sowie depressive Stimmungen werden reduziert. Ist auf diese Weise das night eating syndrome ganz natürlich zu behandeln und auch zu verhindern? Ganz unzweifelhaft hat die vorgeschlagene Methode durch die gesündere Ernährungsweise (Vitamine, Ballaststoffe, Mineralien) einen positiven Einfluss auf Folgeerkrankungen der Adipositas wie z.B. Arteriosklerose oder die Koronare Herzkrankheit.

Quelle:
Saeed Shoar et al., Prophylactic diet: A treatment for night eating syndrome. Hypothesis2012, 10(1): e4, doi:10.5779/hypothesis.v10i1.241 (2012).

weitere Artikelempfehlung:

Dr. Marcus Mau: http://www.experto.de/b2c/gesundheit/naechtliche-essattacken-was-tun.html

Kommentare

  1. Serotonin aus der Nahrung kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Anders sieht es jedoch bei Tryptophan aus. Diese Aminsosäure besitzt einen "Schlüssel" für die Blut-Hirn-Schranke und dient als Ausgangsstoff für die Serotoninsynthese. Neben tryptohanreichen Lebensmitteln wie Amaranth und Quinoa können Bewegung und Sport die Serotoninbildung fördern. Das Ergebnis sind dann ein besseres Schlaferlebnis sowie weniger Stress und mehr Entspannungsgefühl für Körper und Geist.

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  2. die Tryptophanmenge z.B. in Bananen ist vergleichbar niedrig zu anderen Lebensmitteln, die nicht aufgeführt werden. Oder ein schlaffördernder Aspekt bei Bananen ist auf andere Inhaltsstoffe zurück zu führen. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass bei diesen Empfehlungen beständig aus "alten Quellen abgeschrieben wird".

    Mit freundlichem Gruß
    Kerstin Bernhardt

    die ernährungslotsen

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